Die verschärfte Problematik dieser Substanz ergibt sich aus ihrer Verunreinigung mit dem Ultragift Dioxin (TCDD = p-2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin), das zu ca. 0,1 ppm in technischen PCP-Produkten enthalten ist.
PCP ist vorwiegend ein Problem in geschlossenen Räumen.
Da der Mensch ca. 90 % seines Lebens darin verbringt, ist eine Kontamination
seiner Umgebung mit der Substanz besonders folgenschwer.
Weil die juristischen Grundlagen für die Verantwortlichkeit
von PCP-Schäden nicht eindeutig geklärt sind, wird die tatsächliche
Beseitigung des Giftes stark verzögert. Solange die Chemie-Industrie
am PCP-Verkauf mehr verdient als sie durch gesetzlich verankerte Mitverantwortlichkeit
an Umweltschäden Verluste erleidet, wird sie die massive Produktion
dieser u.a. hochproblematischer Substanzen nicht einstellen. Da die
Kosten für die Sanierung kontaminierter Räume oder für
die Therapie geschädigter Menschen mittlerweile unüberschaubare
Ausmaße angenommen haben, handelt es sich in Zsh.mit PCP-Fällen
häufig mehr um eine finanzielle oder juristische als um eine rein
naturwissenschaftliche Problematik.
PCP fand als Desinfektionsmittel und Fungizid in folgenden Bereichen Verwendung:
Holzschutz 40 %
Bautenschutz 3 %
Lacke und Farben 2 %
Klebstoffe 6 %
Schwertextilien (Zelte, Markisen usw.) 16 %
Lederindustrie 11 %
Sanitaerbereich 7 %
Zellstoff, Papier > 1 %
Schmieröle 8 %
Sonstige 7 %
(BRD): Witophen P (PCP), Witophen N (Na-PCP)
Adexol Braun, -Holzbau, -Holzgrund, -Holzschutzöl, -VBG IT
Aidol B, -HK hell, -HK Lasur, -Paste Schwammschutz
Altox HK, -VR
Alufolin Bläueschutz
Avenarol Color, -SR -VA
Basilit PN
Bekarol FG
Bondex Holzschutzgrund
BP Hylosan
Buefa Holzschutz 805, -2000
Corbal M
Delta Holzgrund 0251
D.F. Imprägniermittel für Holz
Durolox Holzgrund
Fertighaus Avenarol 8214, -8220
Flamuco Holzschutzgrund
Fungol Imprägniergrund N, -P
Glassomax Imprägniergrund 115-38, -115-b-2101 / 73, Lasutex-V-Lasur braun BL
-208105, -V-Imprägnierung
Gori 22, -22 Holzgrund, -Holzimprägniergrund
Habifix PI
Herberts HF Imprägnierung
Hydrasil K 63
Impra Bauholz S, u.a.
Impralit, -MS
Impranol HB
Konserval B Spezial, -Grund, -HBL
Kulba IB, -Lasur
Kubanol HB, -Imprägniergrund, -V braun, -V-GS, V kombiniert
Kulbasal M
Meisterpreis Holzschutzgrund F, -P
MS-Paste
Osmol M
Osmoleum Fertigbau, -HG
Pigrol B-nussbraaun, -ZI Zopfschutzpaste, -F hell
Primol Imprägniergrund
Protim 100
Raco Paste
Rowalin V
Sadovac 561-2248, -Imprägniergrund, u.a.
Setta Holzschutzgrund
Sigma Holzschutzmittel
Wolmanit M
Wolmanol Fertigbau P, -Hausbock gfs, -gfs mild, -Holzbau TOP
Wolvac P, -PWR
Xyladecor
Xylamon Combi S, -Echtbraun, -Hell, -Hochbau, -Holzbau 120, -S,
-Imprägniergrund, -Imprägniergrund S, -KM, -KT, -Naturbraun
Xylatect, -I Fensterholzschutz
Bei Urinuntersuchungen wird häufig nur das an Glucuronid gebundene PCP gemessen, so daß der Gehalt an freiem PCP nicht erfaßt wird und wesentlich niedrigere Werte vorgetäuscht werden.
Bioakkumulation findet durch Algen mit dem Faktor 1250 statt. Formaldehyd steigert die Wirksamkeit von PCP um das fünffache. Technisches PCP, das normalerweise im Handel verkauft wird, enthält Verunreinigungen in folgenden Anteilen:
Lindan: ~ 1,5 %
Chlorphenole ~ 4 - 8 %
PCB ~ 1 - 3 ppm
Furane ~ 660 ppm
Praedioxine ~ 2 - 6 %
Dioxine (gesamt) ~ 3000 ppm
OCDD ~ 2510 ppm
HpCDD ~ 520 ppm
2,3,7,8-TCDD ~ 0,1 ppm (ca. 6 pg)
Werte PCP-unbelasteter Personen:
Serum-PCP: 3,4 - 9,1 mcg/L
Urin - PCP (im Morgenurin): 3.6 - 5,5 mcg/L
Quotient PCP//Creatinin: 1,6 - 2,4 mcg/g Creatinin
Allein aufgrund der gemessenen PCP-Konzentrationen im Serum oder Urin ist keine Entscheidung über eine potentielle Gesundheitsgefährdung möglich, da
---> Staubuntersuchungen sind wichtiger als Blutwerte!
Besonders hohe Werte wurden nach Fastenperioden vermutlich durch Auflösen von Fettdepots beobachtet.
Grenzwerte:
unbelastetes Holz 10-30 mcg/kg
belastetes Holz 1000-40.000 mcg/kg
unbelasteter Hausstaub (1989) - 700 mcg/kg
13 mcg/kg (1983)
unbelastete Person, Serum -7 mcg/L
belastete Person, Serum -15 mcg/L
Vergiftung, Serum oder Urin > 25 mcg/L
4.3.1.4 Akute Vergiftungssymptome:
Fieber mit Tarchykardie (Herzjagen), profuses Schwitzen, Tachypnoe
(beschleunigte Atmung), Hyperkinese (unwillkürliche Antriebssteigerungen),
Unterleibschmerzen, Unruhe, motorische Schwäche, Verwirrtheit,
Schlafstörungen; Zustände, die an Psychose erinnern
4.3.1.5 Chronische Vergiftungssymptome:
Unspezifische Krankheitssymptome: Müdigkeit, Kopfschmerzen,
gehäufte Infektanfälligkeit, Nasennebenhöhlenentzündung,
häufiger Nachtschweiß, Störungen des Immunsystems,
neuropathologische Symptome, hormonelle Fehlregulationen, akneähnliche
Hautveränderungen.
M. Daunderer [9]
:
Lebervergrößerung (Hepatomegalie) mit Parenchym
(=Organgewebe) -schäden; eingeschränkte Nierenfunktion; in
Einzelfällen Herzmuskelentzündung, Blutbildveränderungen,
Anämie, Chlorakne.
Die Vergiftungserscheinungen werden hier eher durch die technischen
Verunreinigungen (vor allem TCDD) hervorgerufen.
4.3.1.6 Physikalisch-chemische Eigenschaften:
PCP [Na-PCP]
Allgemeine Eigenschaften:
farblose bis weiße , nadelförmige Kristalle; bei
Raumtemperatur stabil, längeres Erhitzen führt zur Bildung
von OCDD.
rel. Molekülmasse: 266,3 [299,3 Na-PCP]
Schmelzpunkt [ grad C]: 191,0
Siedepunkt [ grad C]: 309-310
Dampfdruck (bei 20 grad C) [hPa]: 5,1 x 10 h(-5)
Sättigungsdampfdichte: 216 mcg/cbm
Loeslichkeit in Wasser: 20 grad C, pH 5: 14mg/L
30 grad C, pH 5: 20 mg/L
[ Na-PCP 30 grad C 33 g/L]
Loeslichkeit in organischen Loesungsmiteln:
Methanol: 180 g/L
Aceton: 50 g/L
Benzol: 15 g/L
Fettloeslichkeit (37 grad C): 213 g/kg
[mL/cbm] [mg/cbm] Bemerkungen
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-- 0,5 G Da der MAK-Wert die Sättigungs-
dampfdichte übersteigt, ist der
Staubgehalt maßgebend. Seit dem
PCP-Verbot und durch neue
Erkenntnisse ist der Wert sehr
illusorisch.
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LD(50) 50 mg/kg
-Luftgehalt
Hintergrundkonzentration: bis o,1 mcg/cbm
Richtwert des Bundesgesundheitamtes: 1,0 mcg/cbm
-Sanierungsbedarf bei: > 1,0 mcg/cbm
-Blutwerte:
Serumgehalt unbelasteter Personen: bis 90,0 mcg/L
Grenzwertvorschlag: 70,0 mcg/L
Richtwertvorschlag (BGA) 30,0 mcg/L
-Biolog. Halbwertszeit: 20 - 35 Tage