Das Märchen Memory-Effekt in der Praxis
Der folgende Text stammt im Original größtenteils von Joachim Nock
(joan@rhein-neckar.netsurf.de) und wurde von mir leicht angepaßt:

Der Memoryeffekt hat in der Praxis keine Bedeutung, er läßt sich sowieso
nur im Laborversuch nachvollziehen und dies auch nur dann, wenn man die
Zelle exakt(!) immer bis zum gleichen Punkt entlädt. NiCd Akkus bilden,
wenn sie nicht benutzt werden, langsam Kristallstrukturen an den
Elektroden aus, die umso gröber werden, je länger der Akku nicht benutzt
wird. Die groben Strukturen erzeugen einen höheren Innenwiderstand, so
daß derartige Akkus nicht normal vollgeladen werden können. Durch
mehrmaliges Laden und Entladen - vor allem mit höheren Strömen - werden
die großen Kristalle zerstört und wieder in kleinere umgewandelt. Der
Innenwiderstand sinkt und die Zellen arbeiten wieder normal.

Das, was gemeinhin unter Memory-Effekt verstanden wird und heute noch
auftritt, heißt eigentlich Voltage Depression oder 'Lazy-Battery-Effekt'
und basiert auf dem oben beschriebenen Effekt. Wenn ein bestimmter
Kapazitätsanteil der Batterie immer ungenutzt bleibt, dann bilden sich
hier die beschriebenen großen Kristalle, so daß sich ab dem Erreichen
dieses Entladepunkts der Innenwiderstand stark erhöht - die Zelle
scheint leer zu sein. Tatsächlich läßt sich die Restkapazität aber mit
geringem Strom entnehmen und die Zelle so reaktivieren.

Das, was früher unter Memory-Effekt verstanden wurde, war eine Teil-
zerstörung der Zellen durch billige Ladegeräte. Die ersten Ladegeräte
schalteten stur nach Zeit ab, so daß ein nur teilentladener Akku genau
um den Anteil der Teilladung überladen wurde. Die bei Überladung
ablaufenden chemischen Prozesse (u.a. Überhitzung) zerstören dabei
einen Teil der Zellkapazität. Das Entladen von Akkus zur Verhinderung
des Memory-Effekts ist bei den heute üblichen Delta-Peak oder Reflex-
ladern eigentlich unnötig, es sei denn zur Verhinderung der oben
beschriebenen Voltage Depression. Allerdings verringert man durch das
regelmäßige Entladen die erreichbare Zyklenzahl (eigentlich eher die
nutzbare Lebensdauer-Kapazität), die ja bei NiCd Akkus auf rund
1000-3000 beschränkt ist.


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